Netzwerke für Möglichkeiten
SARA, die South African Roadie Association, ist eine einzigartige Bildungseinrichtung für Licht- und Tontechnik in Südafrika. Freddie Nyathela gründete die Organisation 1995 mit dem Ziel, jungen Menschen eine berufliche Perspektive in der Veranstaltungsbranche zu eröffnen und sie mit den notwendigen Qualifikationen auszustatten.
In der Schule in Johannesburg erlernen jährlich 40 junge Menschen den Beruf. Bis 2004 hatte die Schule nur einen Raum, und erst mit der finanziellen Unterstützung der Nationalen Lotterie und der französischen Botschaft konnte ein Gebäude mit mehreren Klassenzimmern, Platz für die Verwaltung und ein Lager für Equipment gekauft werden. Allerdings besteht immer noch Bedarf, die Schule zu erweitern, da es eine große Nachfrage nach der Ausbildung gibt. So gibt es wesentlich mehr Bewerbungen als Ausbildungsplätze und die AnwärterInnen kommen nicht nur aus Südafrika, sondern auch aus vielen anderen afrikanischen Staaten.
Nach Abschluss der Ausbildung arbeiten viele der AbsolventInnen in der ganzen Welt: Eine ehemalige Schülerin ist in Dubai als Lichttechnikerin beschäftigt, andere sind in den USA mit dem UniverSoul Circus auf Tour. Die meisten von ihnen werden aber nach Südafrika zurückkehren, Equipment erwerben und ein eigenes Unternehmen gründen, um Feste, Konzerte, Hochzeiten und andere Events zu realisieren. Hierfür vermietet SARA den AbsolventInnen das notwendige Material.
Freddie Nyathela begann in den 80er Jahren als Roadie für eine der bekanntesten südafrikanischens Bands, Harari. Harari war die erste Band von People of Color, denen ihr technisches Equipment selbst gehörte. Er sagt: „Dies war meine Chance, mit dem Material zu arbeiten und zu reisen. Ich war in den Nachbarstaaten wie Soheto, Botswana, Zimbabwe, Namibia. Wir machten unsere eigenen Shows. Während der Apartheid war es People of Color nicht erlaubt, technische Fertigkeiten zu erlernen, und mir wurde das Ungleichgewicht in der Entertainment-Industrie deutlich. Das war der Moment, in dem die Idee geboren wurde: Es muss etwas getan werden, damit die, die nach uns kommen, nicht dieselben Erfahrungen machen müssen wie wir. Sie müssen die Chance erhalten, die technischen Fähigkeiten zu erlangen, um Produktionen machen zu können. Denn das ist zukunftsfähig und sie bekommen die Möglichkeit, weltweit zu arbeiten.“
Um diese Idee realisieren zu können begann er, internationale Unterstützungsnetzwerke zu knüpfen und die SARA aufzubauen. Inzwischen ist die South African Roadies Association mit Organisationen weltweit vernetzt. Diese unterstützen das Projekt, indem sie Fachleute nach Südafrika entsenden, um junge Menschen zu unterrichten und ihr Wissen zu teilen.
Viele internationale Gäste nehmen ebenfalls an dem seit 2015 jährlich stattfindenden Live-Event Technical &Production Conference (LETPC) teil. Die Liste der internationalen Partner ist lang: Unter anderem der VPLT aus Deutschland, die englische back-stage academy und viele andere Institutionen weltweit unterstützen das Vorhaben der SARA, jungen Menschen aus den Townships und anderen Gegenden Afrikas eine Perspektive zu bieten.
Auch Festivals, wie das Roskilde-Festival in Dänemark kooperieren mit der SARA. Freddie sagt: „Wir haben all dies geschaffen, weil es so wichtig für junge Menschen ist, Erfahrungen in anderen Ländern und Kulturen zu machen – sie öffnen die eigene Perspektive. Voneinander zu lernen ist eine wertvolle Erfahrung. Inzwischen fängt auch die südafrikanische Regierung an, sich für unsere Arbeit zu interessieren. Bisher kam die Unterstützung von außerhalb des Landes. Wenn ich heute hier in Frankfurt sitze und zurückblicke kann ich folgendes sagen: Die Dinge entwickeln sich sehr gut und die jungen Leute haben inzwischen mehr Möglichkeiten. Viele, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, führen ihre eigenen kleinen Licht-, Ton- und Produktionsfirmen oder arbeiten in diesem Bereich.“ Aber Freddie hat noch viele weitere Ziele. Eins davon verfolgt er, indem er sich auf Regierungsebene dafür stark macht, die Ausbildung noch weiter zu verbessern, um das Qualifikationsniveau auf NQF Level 6 anheben zu können.
Autorin: Caroline Momma Bilder: Jakob von Siebenthal
Artikel erschienen im VPLT – Magazin 2/18
http://www.lightingandsoundamerica.com/news/story.asp?ID=-DIGPKE
Link zur SARA: http://www.saroadies.co.za/