Netzwerke für Möglichkeiten

SARA, die South African Roadie As­sociation, ist eine einzigartige Bildungs­einrichtung für Licht- und Tontechnik in Südafrika. Freddie Nyathela gründete die Organisation 1995 mit dem Ziel, jungen Menschen eine berufliche Per­spektive in der Veranstaltungsbranche zu eröffnen und sie mit den notwendi­gen Qualifikationen auszustatten.

Freddie Nyathela, auf der Prolight + Sound 2018 in Frakfurt

In der Schule in Johannesburg erlernen jährlich 40 junge Men­schen den Beruf. Bis 2004 hatte die Schule nur einen Raum, und erst mit der finanziellen Unterstützung der Natio­nalen Lotterie und der französischen Botschaft konnte ein Gebäude mit mehreren Klassenzimmern, Platz für die Verwaltung und ein Lager für Equipment gekauft werden. Allerdings besteht immer noch Bedarf, die Schule zu erweitern, da es eine große Nach­frage nach der Ausbildung gibt. So gibt es wesentlich mehr Bewerbungen als Ausbildungsplätze und die AnwärterIn­nen kommen nicht nur aus Südafrika, sondern auch aus vielen anderen afri­kanischen Staaten.

Nach Abschluss der Aus­bildung arbeiten viele der AbsolventInnen in der ganzen Welt: Eine ehemalige Schülerin ist in Dubai als Lichttechnikerin beschäftigt, andere sind in den USA mit dem Uni­verSoul Circus auf Tour. Die meisten von ihnen werden aber nach Südafrika zu­rückkehren, Equipment erwerben und ein eigenes Unternehmen grün­den, um Feste, Konzerte, Hochzeiten und andere Events zu reali­sieren. Hierfür vermietet SARA den AbsolventInnen das notwendige Material.

Freddie Nyathela begann in den 80er Jahren als Roadie für eine der bekanntesten südafrikanischens Bands, Harari. Ha­rari war die erste Band von People of Color, denen ihr technisches Equip­ment selbst gehörte. Er sagt: „Dies war meine Chance, mit dem Material zu arbeiten und zu reisen. Ich war in den Nachbarstaaten wie Soheto, Bots­wana, Zimbabwe, Namibia. Wir mach­ten unsere eigenen Shows. Während der Apartheid war es People of Color nicht erlaubt, technische Fertigkeiten zu erlernen, und mir wurde das Un­gleichgewicht in der Entertainment-In­dustrie deutlich. Das war der Moment, in dem die Idee geboren wurde: Es muss etwas getan werden, damit die, die nach uns kommen, nicht dieselben Erfahrungen machen müssen wie wir. Sie müssen die Chance erhalten, die technischen Fähigkeiten zu erlangen, um Produktionen machen zu können. Denn das ist zukunftsfähig und sie be­kommen die Möglichkeit, weltweit zu arbeiten.“

Um diese Idee realisieren zu können begann er, internationale Unterstüt­zungsnetzwerke zu knüpfen und die SARA aufzubauen. Inzwischen ist die South African Roadies Association mit Organisationen weltweit vernetzt. Diese unterstützen das Projekt, indem sie Fachleute nach Südafrika entsenden, um junge Menschen zu un­terrichten und ihr Wissen zu teilen.

Viele internationale Gäste nehmen ebenfalls an dem seit 2015 jährlich stattfindenden Live-Event Technical &Production Conference (LETPC) teil. Die Liste der internationalen Partner ist lang: Unter anderem der VPLT aus Deutschland, die englische back-stage academy und viele andere In­stitutionen weltweit unterstüt­zen das Vorhaben der SARA, jungen Menschen aus den Townships und anderen Gegenden Afrikas eine Pers­pektive zu bieten.

Freddie Nyathela, Präsident der südafrikanischen Organisation SARA reiste mit vier seiner SchülerInnen nach Deutschland auf die Prolight + Sound 2018. Für (v.l.nr.) Bongiwe Panda, Promise Khuswayo, Bhasani Mathebula und Tshiamo Moseryi war dies ihre erste Reise nach Europa. Die jungen Menschen bekamen diese Möglichkeit im Rahmen ihrer Ausbildung als VeranstaltungstechnikerInnen bei SARA.

Auch Festivals, wie das Roskilde-Festival in Dänemark ko­operieren mit der SARA. Freddie sagt: „Wir haben all dies geschaffen, weil es so wichtig für junge Menschen ist, Erfahrungen in anderen Ländern und Kulturen zu machen – sie öffnen die eigene Perspektive. Voneinander zu lernen ist eine wertvolle Erfahrung. Inzwischen fängt auch die südafrikanische Regierung an, sich für unsere Arbeit zu interes­sieren. Bisher kam die Unterstützung von außerhalb des Landes. Wenn ich heute hier in Frankfurt sitze und zurückblicke kann ich folgendes sagen: Die Din­ge entwickeln sich sehr gut und die jungen Leute haben inzwischen mehr Möglichkeiten. Viele, die ihre Ausbil­dung abgeschlossen haben, führen ihre eigenen kleinen Licht-, Ton- und Produktionsfirmen oder arbeiten in diesem Bereich.“ Aber Freddie hat noch viele weitere Ziele. Eins davon verfolgt er, indem er sich auf Regie­rungsebene dafür stark macht, die Ausbildung noch weiter zu verbes­sern, um das Qualifikationsniveau auf NQF Level 6 anheben zu können.

Autorin: Caroline Momma  Bilder: Jakob von Siebenthal 

Artikel erschienen im VPLT – Magazin 2/18

http://www.lightingandsoundamerica.com/news/story.asp?ID=-DIGPKE

Link zur SARA: http://www.saroadies.co.za/