„Ausbildung ist ein Geben und Nehmen“

Ayke Bröcker, edelmat. – Ausbilder Fachkraft für Veranstaltungstechnik, im Interview

Daniel Schaefers (Geschäftsführer), Ayke Bröcker (Ausbilder), Nils Thönßen (Auzubildender)

edelmat. GmbH Veranstaltungstechnik wurde 2018 als bester Ausbildungsbetrieb beim Wettbewerb „Berlins beste Ausbildungsbetriebe 2018“ in der Kategorie Unternehmen bis 50 Beschäftigte von der IHK Berlin und der Handwerkskammer Berlin ausgezeichnet.

Das Unternehmen mit Sitz in Berlin Reinickendorf ist ein technischer Dienstleister, dessen Philosophie auf verbindlichen Werten und einem hohen eigenen Anspruch basiert. Darüber hinaus ist edelmat. Zertifiziert nach ISO 9001:2015. Der Preis wurde am 11. Juni 2018, durch Arbeitssenatorin Elke Breitenbach, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer zu Berlin, Tobias Weber, und dem Präsidenten der Handwerkskammer Berlin, Stephan Schwarz, überreicht. Folgende Gründe überzeugten die Jury: Das Angebot von Ausbildungsplätzen für Frauen in frauenatypischen Berufen und Einstiegsqualifizierungsmaßnahmen, sowie Weiterbildungs- und Schulungsmaßnahmen sowie Nachhilfe über den Ausbildungsrahmenplan hinaus. Eigenverantwortliche Azubiprojekte bei JazzRadio. Bonuszahlungen und Prämien für gute Leistungen, Übernahmemöglichkeit nach der Ausbildung, individuelle Begabtenförderung sowie flache und offene Hierarchien in einem jungen, ambitionierten Team.

 

 

 

Guten Tag Herr Bröcker, wie viele Auszubildende beschäftigen Sie momentan?

Derzeit haben wir drei Auszubildende, sowie einen jungen Mitarbeiter, der eine Einstiegsqualifizierung absolviert.

Haben Sie viele Bewerbungen?

Es gibt ausreichend Bewerbungen, aber nur sehr wenige von sehr gut geeigneten Kandidaten. Insgesamt ist es schwieriger geworden, passende Auszubildende zu finden. Auch deshalb sind wir bestrebt, das Ausbildungsniveau und die Arbeitsbedingungen insgesamt weiter zu strukturieren. Menschen sind sehr viel wichtiger als Material.

Welche Herausforderungen bestehen in Ihrem Betrieb bei der Ausbildung junger Menschen?

Die Charaktere und Fähigkeiten der Auszubildenden sind sehr unterschiedlich. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Diese müssen erkannt und gefördert bzw. ausgeglichen werden. Es sollte dementsprechend individuell gehandelt werden – und wirtschaftlich. In einem kleinen Betrieb ist das nicht immer einfach. Hier ist auch die Ausbildung ein Geben und Nehmen.
Die Problematik wird entkräftet, wenn sich der Auszubildende gut selbst reflektiert bzw. sich richtig einschätzt und Dinge proaktiv einfordert oder anstößt. Dementsprechend schulen wir unsere Auszubildenden unterschiedlich. Dies führt leider auch dazu, dass sich einzelne teilweise ungerecht behandelt fühlen. Für uns macht es aber keinen Sinn, alle gleich zu behandeln. Ein Team besteht nun mal aus verschiedenen Charakteren und profitiert von den unterschiedlichen Fähigkeiten.

Sie bieten Ihren Auszubildenden unter anderem die Möglichkeit, im Rahmen einer Partnerschaft mit dem JazzRadio Produktionen eigenständig zu planen und durchzuführen. Wie läuft solch eine Produktion ab?

Wir führen für unseren Partner JazzRadio Produktionen ohne direkte monetäre Gegenleistung durch. In diesem Fall sind unsere Hauptakteure die Auszubildenden. Sie beschäftigen sich zunächst eigenständig mit der Anfrage und prüfen, ob alle notwendigen Informationen vorliegen. Ist dies der Fall, wird ein Projekt in unserer Warenwirtschaft erstellt, und auch die benötigten Ressourcen werden gebucht. Im Anschluss wird dann das Projekt zusammen besprochen und durch uns geprüft. Der Auszubildende arbeitet also weitestgehend eigenständig und live und ist somit auch dem Publikum ausgesetzt – darf aber Fehler machen. Unsere Aufgabe ist es, die Fehler möglichst klein bzw. unbemerkt zu halten.

Was ist die Motivation, den Auszubildenden diese Möglichkeit zu eröffnen?

Wie sonst sollen sie denn Erfahrung sammeln? Autofahren lernen die meisten Menschen erst nach der Fahrschule. Bei uns lernt der Auszubildende sein Handwerk bereits während der Ausbildung und beherrscht es nach Abschluss als Fachkraft sicher. Wir bilden die jungen Menschen schließlich in erster Linie für uns aus.

Ein Grund, der die Preisjury überzeugte, sind Ihre Bemühungen, Frauen für den Ausbildungsberuf zu begeistern. Sie wollen gezielt Frauen ansprechen, eine Ausbildung als Veranstaltungstechnikerin in Ihrem Unternehmen zu machen – warum?

Wir möchten, dass die Fachkraft für Veranstaltungstechnik kein reiner Männerberuf ist. Für uns als Firma ist es zudem auch wichtig, ein starkes Team zu haben. Frauen haben oftmals eine andere Sichtweise auf bestimmte Sachverhalte und können sich so bereichernd einbringen.

Bilden Sie momentan Frauen in ihrem Betrieb aus? Wenn nein, warum nicht?

Aktuell haben wir leider keine Frau im Bereich Fachkraft für Veranstaltungstechnik. In diesem Jahr waren wir, durch unseren Standortwechsel, auch etwas spät dran mit der Suche. Aber wir haben ab Januar zwei Frauen im Bereich Eventmanagement und eine Ausbilderin für den Bereich Veranstaltungskaufleute. Im nächsten Jahr klappt es vielleicht mit einer weiblichen Fachkraft. Wir haben schon eine Interessentin und gemeinsam ein Praktikum zum Kennenlernen vereinbart. Wer weiß – vielleicht liest diesen Artikel ja auch eine geeignete Kandidatin und bewirbt sich?

Das Interview führte Caroline Momma; Bilder: edelmat.
Der Beitrag ist erschienen im VPLT Magazin 4/18

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